Ist ein Bankkonto oder Wertpapierdepot im Ausland sinnvoll?
Wir wollen der Frage nachgehen, ob es Sinn macht, im Ausland ein Bankkonto oder Wertpapierdepot zu führen. Dazu mag es insbesondere in der Vergangenheit wohl vielerlei unterschiedliche Gründe gegeben haben. So hat man früher gerne Schwarzgeld am Fiskus vorbei vorzugsweise auf einem Bankkonto im Ausland eingezahlt, weil man das Risiko vermeiden wollte, dass die deutschen Finanzbehörden von diesem Geld Kenntnis erlangen. Doch mittlerweile gehört der grenzüberschreitende Informationsaustausch zur gängigen Praxis zwischen inländischen Behörden und ausländischen Banken. Auch der Wegfall der Vermögensteuer in Deutschland hat den Vorteil eines Bankkontos im Ausland obsolet gemacht. Viele weitere Gründe, warum ein Bankkonto oder Wertpapierdepot im Ausland kaum Vorteile bieten, haben wir im folgenden Beitrag zusammengefasst.
Unser Video:
Bankkonto im Ausland?
In diesem Video erklären wir, wieso es keinen Sinn macht, ein Bankkonto oder ein Wertpapierdepot im Ausland zu eröffnen.
Inhaltsverzeichnis
1. Bankkonto und Wertpapierdepot im Ausland – Einleitung
Vor vielen Jahrzehnten, als das schweizer Bankgeheimnis noch einen unangetasteten internationalen Ruf genoss, hatten viele Bundesbürger einen Teil ihres Vermögens auf ein Bankkonto im Ausland transferiert. Schweizer Banken spielten dabei zwar eine prominente Rolle, doch gab es auch noch andere Player, die um die Gunst – vielmehr das Geld – ausländischer Anleger buhlten. Dies war so sehr zu einem Inbegriff der alternativen Vermögenssicherung und Vermögensanlage geworden, dass man sich lange Zeit kaum mit der Frage beschäftigte, ob dies tatsächlich sinnvoll sei.
Spätestens seit dem Kauf der ersten Steuer-CDs durch deutsche Finanzbehörden hat sich diese Sicht gewandelt. Plötzlich hat sich der vermeintlich undurchdringbare Schutz der Anonymität von Kontoinhabern in der Schweiz in einen Scherbenhaufen verwandelt. Niemand schien mehr vor dem Zugriff der deutschen Finanzämter auf Bankdaten im Ausland sicher. Es hagelte Selbstanzeigen und ließ bislang unversteuertes Geld in deutsche öffentliche Kassen fließen. Also verpasste man erneut eine Chance zur objektiven Klärung der Frage, ob ein Bankkonto oder Wertpapierdepot im Ausland zweckdienlich sein kann.
Mittlerweile hat sich die Situation wieder geändert. Die Zeiten, in denen die Schweiz mit ihrem Bankgeheimnis werben konnte, gehören endgültig der Vergangenheit an. Wie selbstverständlich versuchen schweizer Banken heutzutage darauf hinzuweisen, dass sie alle Forderungen der EU nach Transparenz erfüllen. Auch in anderen Ländern ist man diesen Weg aus der Anonymität heraus angetreten. Zu groß war der politische Druck geworden. Kein Staat in Europa wollte als schwarzes Schaf auf der schwarzen Liste der EU stehen.
Auch wenn wir wissen, dass es immer noch viele Möglichkeiten gibt, um beispielsweise Geldwäsche zu betreiben – allen voran gerade hier in Deutschland -, so ist die Frage nach der Sinnhaftigkeit eines ausländischen Bankkontos nach wie vor unbeantwortet geblieben. Darum wollen wir ihr nun eine objektive Betrachtung widmen.
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2. Gründe für ein Bankkonto im Ausland in der Vergangenheit
Um uns einer Antwort dieser Frage zu nähern, ist es sinnvoll, dass wir zunächst kurz betrachten, was in der Vergangenheit für ein Bankkonto im Ausland sprach. Auf diese Weise können wir zumindest einige dieser Aspekte auf ihre heutige Aktualität überprüfen.
2.1. Ein Bankkonto für Schwarzgeld im Ausland
Da ist zunächst der offensichtlichste Grund, der mit Sicherheit eine große Rolle bei der Entscheidung spielte, im Ausland ein Bankkonto zu eröffnen. In vielen Unternehmen, in denen es zu einem erheblichen Bargeldtransfer im täglichen Geschäft kam, lockte die Versuchung, Teile des Gewinns am Fiskus vorbei zu verdienen. Die Kassenbücher ließen sich noch leicht manipulieren, sodass sich hinterzogenes Schwarzgeld mehrte. Doch konnte hierfür niemand ein Schattenkonto in Deutschland führen, weil die Gefahr bestand, dass die Finanzbehörden es aufspüren könnten. Eine Aufbewahrung zuhause war auch keine sichere Option. Jedenfalls war und ist Bargeld bei einer Bank am besten vor krimineller Entwendung geschützt. Zumindest hat man zuhause keine Zinsen für das Schwarzgeld erhalten. Also hat man für diese unversteuerten Summen ein Bankkonto im verschwiegenen Ausland eröffnet.
2.2. Ein Bankkonto im Ausland als Schutz vor potentieller Enteignung
Noch weiter zurück in der Vergangenheit, in der Zeit der Wirtschaftswunderjahre, bestand bisweilen auch die Befürchtung, dass das eigene Vermögen eines Tages beschlagnahmt werden könnte. Hierbei mag auch die Vermögensteuer als Argument für eine Verlagerung von liquiden Mitteln auf ein Bankkonto im Ausland eine Rolle gespielt haben. Zumindest kam der Frage nach einem Wertpapierdepot im Ausland damals noch keine Bedeutung zu.
2.3. Ein Bankkonto im Ausland als Prestigeobjekt
Einen weiteren Aspekt muss man hierbei ebenfalls in Betracht ziehen: Früher hatten viele Bundesbürger ein Bankkonto im Ausland, weil dies prestigeträchtig war. Ohne wirklich offenbaren zu müssen, wieviel Geld man auf einem Konto etwa in der Schweiz besaß, war dies ein Zeichen dafür, dass man über ein ausreichend großes Vermögen verfügte, um sich ein Bankkonto im Ausland zu leisten. Das war in Zeiten, in denen sich das Geldsparen per Bankkonto oder Sparbuch noch lohnte, durchaus relevant. Mitunter mag im Ausland auch ein höherer Zinssatz als in Deutschland gewinkt haben.
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3. Bankkonto und Wertpapierdepot im Ausland heute
3.1. Kein sicherer Hafen für Schwarzgeld
Heutzutage sind die in der Vergangenheit angeführten Gründe größtenteils überholt. Zwar mag immer noch Schwarzgeld fließen oder aus kriminellen Aktivitäten hervorgehen. Jedoch gibt es dazu mittlerweile weitaus bessere Konzepte, um den Fiskus zu umgehen. Ein Bankkonto im Ausland ist jedenfalls kein allumfassend sicherer Hafen mehr für derartige Finanzen.
Damit ist klar, ein Bankkonto im Ausland ist auch kein Schutz vor der Besteuerung in Deutschland. Wer dennoch mit einer solchen Strategie versucht, einer Besteuerung in Deutschland zu entgehen, riskiert, dass die Steuerfahndung eines Tages vielleicht doch auf das Bankkonto im Ausland aufmerksam werden könnte. Dann ist es auch für eine strafbefreiende Selbstanzeige zu spät. Vor Steuerhinterziehung können wir jedenfalls nur warnen.
3.2. Kein Bedarf beim Vermögensschutz durch Wegfall der Vermögensteuer
Außerdem ist auch das Verbergen von liquidem Vermögen auf einem Bankkonto im Ausland, um die Vermögensteuer hierzulande zu umgehen, kein relevanter Grund für ein solches Auslandskonto. Die Bundesrepublik erhebt nun schon seit vielen Jahren keine Vermögensteuer mehr. Sie geistert zwar immer wieder in der politischen Diskussion herum, doch ist derzeit fraglich, ob sich die Vermögensteuer wieder reaktivieren lässt. Damit fällt auch dieser Grund für ein Bankkonto im Ausland weg. Allerdings gilt dies nur solange, bis die Vermögensteuer in Deutschland erneut Realität wird. Aber selbst dann gibt es bessere, weil legale Möglichkeiten, um Geldwerte vor der Vermögensteuer zu bewahren.
3.3. Dank Globalisierung ist der Bedarf an Bankkonten im Ausland gesunken
Durch die Globalisierung ist man heute finanziell ohnehin so freizügig, wie wohl nie zuvor seit der Antike. Daher macht auch ein im Ausland eingerichtetes Bankkonto für den persönlichen Bedarf keinen Sinn mehr. Allenfalls im unternehmerischen Bereich, wenn man Unternehmen im Ausland gründet, mag es durch ausländische Rechtsvorschriften konkrete Gründe geben, Bankkonten im Ausland zu gründen.
Im Zuge dieser tiefgreifenden Umstellung im internationalen Zahlungsverkehr ist auch die Nachfrage nach einem Wertpapierdepot im Ausland praktisch erloschen. Wer weltweit mit Wertpapieren handeln möchte, dem genügt dazu auch ein in Deutschland eingerichtetes Wertpapierdepot. Doch dazu gleich mehr.
3.4. Kostenfaktor Bankgebühren
Ein weiterer Faktor, der mit dem Führen eines Bankkontos oder Wertpapierdepots im Ausland in Verbindung steht, betrifft die Kosten. Wenn man im Ausland ein weiteres Bankkonto zusätzlich zu einem in Deutschland führt, dann verursacht dies auch weitere laufende Kosten. Oftmals sind diese im Ausland anfallenden Bankgebühren auch noch höher als in Deutschland. Allein in dieser Hinsicht macht ein Bankkonto oder Wertpapierdepot im Ausland sicherlich keinen Sinn.
3.5. Aufwendige Nachweisbeschaffung über Zinseinkünfte im Ausland
Dann ist da noch die Sache mit dem Nachweis über die steuerpflichtigen Zinserträge, die man für das auf einem Bankkonto eingezahlte Geld erhält. In Deutschland stellen Banken regelmäßig Bescheinigungen aus über die Höhe der per Kapitalertragsteuer versteuerten Zinsen. Im Ausland muss man diese bei den Banken anfordern. Dann muss man diese Informationen in vorgeschriebener Form beim Finanzamt einreichen. Das macht wiederum die Bearbeitung durch einen Steuerberater erforderlich – und zwar einem, der sich damit auskennt. All dies ist ziemlich aufwendig und lohnt nur selten die damit einhergehende Mühe (und Kosten).
3.6. Faktor Einlagensicherung
Ein vermutlich oft übersehener Aspekt betrifft die Einlagensicherung der Banken. In Deutschland ist das Geld privater Bankkontoinhaber ziemlich sicher. Damit meinen wir weniger die Sicherung vor Bankräubern durch Tresore oder andere physische ebenso wie elektronische (Daten)Schutzmaßnahmen sondern vielmehr vor einer Insolvenz der Banken selbst. So garantiert die staatliche Einlagensicherung in Deutschland, dass bei einer Zahlungsunfähigkeit einer Bank den jeweiligen Bankkontoinhabern zumindest EUR 100.000 erhalten bleiben.
Im Ausland sucht man nach einer vergleichbaren Einlagensicherung oft vergeblich. Zwar gibt es etwa in der Schweiz Gesetze, die den Banken eine Versicherung gegen solche Ausfälle vorschreiben, aber auch diese Versicherungen sind einem potentiellen Ausfallrisiko unterworfen.
Auch wenn ein solcher Fall, bei dem eine Bank in die Insolvenz gerät, allgemein recht unwahrscheinlich wirken mag, kommen sie dennoch immer wieder einmal vor. Und wer an die vom Untergang der Lehman Brothers Bank ausgelöste globale Finanzkrise zurückdenkt, dem wird hoffentlich klar, dass den damaligen staatlichen Maßnahmen zur Bankenrettung eine politische Entscheidung zugrunde lag. Es ist also fraglich, ob in Zukunft ähnliche Situationen vergleichbare Reaktionen hervorrufen werden. Tatsächlich gibt es keine Garantie, dass selbst große Banken, wie etwa die Credit Suisse, als systemrelevante Institutionen allzeit einen Schutz vor dem Absturz genießen.
3.7. Vermögen auf Bankkonto im Ausland genießt keinen Schutz bei Insolvenz oder Scheidung
Eine weitere Betrachtung, über die sich manche Gedanken zu machen scheinen, ist, ob Geldvermögen auf ausländischen Bankkonten vor dem berechtigten Zugriff Dritter geschützt ist. Sollte jemand beispielsweise als Geschäftsführer einer GmbH einen Fehler machen, der zu einem Schadensersatzanspruch Dritter führt, so ist dabei das gesamte Vermögen betroffen – im Inland ebenso wie im Ausland. Also bietet ein Bankkonto oder Wertpapierdepot im Ausland keinen wirklichen abschirmenden Schutz bei Insolvenz oder Haftungsfällen. Dazu gibt es weitaus bessere Lösungen, etwa durch eine Familienstiftung.
In ähnlicher Weise ist auch der Schutz von Vermögen auf einem Bankkonto oder Wertpapierdepot im Ausland zu sehen, wenn eine Scheidung unter Eheleuten eintritt. Sollte einer der beiden Ehepartner gegenüber dem anderen auch über die Scheidung hinaus finanziell verpflichtet sein, auf welche Weise auch immer, dann ist das Geldvermögen auf einem Bankkonto oder Wertpapierdepot im Ausland in aller Regel kein sicherer Schutz vor zivilrechtlichem Zugriff.
3.8. Keine Renditevorteile durch Wertpapierdepot im Ausland
Den letzten Punkt in unserer langen Liste an Gründen, warum heutzutage inländische Kreditinstitute keinen Nachteil gegenüber jenen im Ausland vorweisen, richtet sich auf Wertpapierdepots. Mag man früher vielleicht geglaubt haben, dass ein Wertpapierdepot im Ausland bessere Renditen bietet, dies ist heutzutage sicher keineswegs der Fall. Das liegt ganz einfach daran, dass der Wertpapierhandel inzwischen ebenso grenzüberschreitend hürdenlos möglich ist, wie etwa das Reisen. Auch dies ist eine Folge der fortschreitenden Globalisierung. Wer möchte, kann heute jederzeit Aktien und andere Wertpapiere weltweit über einen deutschen Broker und einem Wertpapierdepot bei einem deutschen Kreditinstitut abwickeln. Die Dividenden oder Veräußerungsgewinne bleiben, unabhängig vom Ort des Wertpapierdepots, in Deutschland steuerpflichtig.
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4. Bankkonto und Wertpapierdepot im Ausland – Fazit
4.1. Wann besteht Informationsbedarf über Bankkonten im Ausland?
Im Zuge der Recherche zu diesem Artikel habe ich mich erkundigt, wann Google Suchanfragen zum Thema Bankkonto im Ausland besonders oft feststellte. Tatsächlich überrascht es kaum, dass dies insbesondere dann akut ist, wenn außergewöhnliche Situationen eintreten, die das Potential haben, die Sicherheit oder Beständigkeit der Existenz von zumindest Teilen unserer Gesellschaft zu berühren. Dazu zählt beispielsweise der Zeitraum rund um die Bundestagswahl 2021 oder die Zeit seit dem Einmarsch der russischen Armee in die Ukraine. Diese Beobachtung lässt den Schluss zu, dass es für einige Menschen in Deutschland, neben den vielen ominösen Vorteilen, die ein ausländisches Bankkonto scheinbar bietet, tatsächlich auch sehr individuelle Gründe geben könnte, um im Ausland ein Bankkonto zu eröffnen. Ein Regierungswechsel in Deutschland scheint jedenfalls dazuzugehören.
4.2. Wegzug ins Ausland als Reaktion auf unerwartete Veränderungen
Allerdings sollte man sich dabei im Klaren sein, dass die Eröffnung eines Bankkontos im Ausland aufgrund solcher übergeordneter Einwirkungen im Grunde mit einer weiteren Konsequenz einhergeht, nämlich, dass man in Krisenzeiten auch den eigenen Lebensmittelpunkt ins Ausland verlagert – vorzugsweise in ein neutrales Land. Da Schweden und Finnland in die NATO streben, ist die Auswahl an neutralen Staaten in Europa mittlerweile auf eine sehr kleine Zahl geschrumpft. Allen voran sind hierbei die Schweiz und Liechtenstein zu nennen. Kleinere, kaum beachtete Alternativen stellen Andorra und, mit Abstrichen, San Marino, Monaco, die Kanalinseln sowie die Isle of Man dar. In all diesen Ländern und Jurisdiktionen ist die Finanzbranche gut vertreten. Gut möglich, dass sich ein Bankkonto in diesem Ausland eines Tages für den einen oder anderen Bundesbürger als Vorteil erweist. Seit dem Ende des zweiten Weltkriegs – selbst in den bedrohlichsten Tagen der Kubakrise – war dies aber noch nie wirklich akut.
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