Alfons Schuhbeck wegen Steuerhinterziehung verurteilt
Das Landgericht München I hat in einem medial viel beachteten Urteil den Starkoch Alfons Schuhbeck der Steuerhinterziehung für schuldig befunden. Er soll einen Mitarbeiter beauftragt haben, Kassenprogramme zu manipulieren, sodass er Gelder unversteuert entnehmen konnte. Möglicherweise steht dieses Steuervergehen mit hohen Verlusten und Darlehensschulden des Starkochs in Verbindung. Zumindest gab er dies als sein Motiv an. Mittlerweile hat seine Holding den Weg in die Insolvenz beschritten. Nun kommt auch noch eine Haftstrafe von drei Jahren und zwei Monaten ohne Bewährung auf Alfons Schuhbeck zu. Um das Urteil, das er prinzipiell akzeptiere, zu überprüfen, hatte Alfons Schuhbeck einen Antrag auf Revision eingereicht. Der BGH bestätigte das Urteil aber in großen Teilen. Der beanstandete Teil zur Vermögensabschöpfung landet somit erneut beim Landgericht. Erst nach dieser Entscheidung muss Alfons Schuhbeck seine Haftstrafe antreten.
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Strafzumessung im Steuerstrafrecht
In diesem Video erklären wir, wie hoch eine Strafe bei einer Verurteilung wegen Steuerhinterziehung ausfallen kann.
Inhaltsverzeichnis
1. Alfons Schuhbeck: Steuerhinterziehung beim Starkoch
Wer sich mit der deutschen Spitzengastronomie auskennt, dem ist auch der Name Alfons Schuhbeck wohl vertraut. Neben Eckart Witzigmann, Heinz Winkler und Hans Haas im legendären Tantris zählt Alfons Schuhbeck zu den wirklich bekannten Spitzenköchen, die in München ihre Kochlöffel geschwungen haben. Doch auch medial stand Alfons Schuhbeck wie nur wenige andere Köche in Deutschland derart prominent im Rampenlicht. Außer Kochbüchern waren vor allem seine Auftritte in Kochsendungen und Shows im deutschen Fernsehen sehr zahlreich und beliebt. Aber auch als Unternehmer schien Alfons Schuhbeck lange Zeit erfolgreich zu sein. So gehörten ihm neben mehreren Restaurants, auf die wir noch zu sprechen kommen, auch eine Gewürzhandlung, ein Eissalon und ein Edel-Cateringbetrieb sowie eine Kochschule.
Und nun steht der Name Alfons Schuhbeck mit Steuerhinterziehung im Zusammenhang. Wie konnte es dazu kommen?
2. Wie Alfons Schuhbeck Steuerhinterziehung beging
Schlagzeilen ganz anderer Art trachten nun danach, sein gastronomisches Erbe zu zerkochen. Am 27.10.2022 urteilte das Landgericht München I in einem von Medieninteresse begleiteten mehrtägigen Prozess, dass Alfons Schuhbeck Steuerhinterziehung beging. Und zwar in erheblichem Ausmaß. So sollen etwa EUR 2.300.000 an Steuern dem Fiskus entgangen sein. Allein der Anteil, der der Einkommensteuer zuzurechnen ist, beläuft sich auf EUR 1.200.000. Im Mittelpunkt des Verfahrens stehen zwei Restaurants, die Südtiroler Stuben und das Orlando. Was ist dort vorgefallen?
Kurzum: Kassenmanipulation. Dabei soll es nach Einschätzung des Gerichts um etwa 1.000 fehlende Rechnungen gehen. Bei der Überprüfung im Rahmen der Steuerfahndung von 1.100 Tagesabrechnungen für den Zeitraum 2009 bis 2016 sollen gerade einmal 6 % ohne Beanstandung gewesen sein. Auf diese Weise sind über Jahre hinweg vermutlich rund EUR 5.000.000 aus den Kassen verschwunden. Um einen solch massiven Eingriff in die Kassen vorzunehmen, hatte Alfons Schuhbeck einen Mitarbeiter dazu angehalten, ihm ein spezielles Softwareprogramm zu implementieren. Dieser Mitarbeiter war nun neben Alfons Schuhbeck ebenfalls wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung angeklagt worden.
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3. Wie Alfons Schuhbeck in den Blick der Steuerfahndung geriet
3.1. Razzia in Schuhbeck’s Unternehmen
Aus welchem Grund die Steuerfahndung im Juni 2019 Anlass dazu sah, die Geschäftsräume seiner Unternehmen zu durchsuchen, ist unklar. Möglicherweise hängt dies damit zusammen, dass bis 2015 einige seiner Unternehmen Verluste erwirtschafteten, andere hingegen deutliche Gewinne. Dies könnte einen Verdachtsmoment für die Steuerfahndung dargestellt haben. Wenig hilfreich war da sicherlich auch, dass Alfons Schuhbeck nur unzureichende Geschäftsberichte anfertigte. Dazu gleich mehr.
3.2. Das Firmenkonglomerat des Spitzenkochs.
Um die Situation ein wenig besser zu verstehen, werfen wir einen kurzen Blick auf die Unternehmensstrukturen des Herrn Schuhbeck sowie ihre jüngsten Entwicklungen.
Unter dem Dach der Schubecks’s Holding GmbH & Co. KG befanden sich bis Mitte Juli 2021 viele operative Unternehmen. Dazu zählten unter anderem die Schuhbeck’s Kochschule GmbH, die Schuhbeck’s Internet GmbH und die Schuhbeck’s Orlando GmbH. Aufgrund geschäftlicher Schieflage meldete Alfons Schuhbeck zu diesem Zeitpunkt allerdings Insolvenz an. Er begründete dies damit, dass einerseits die Corona-Pandemie die Geschäfte massiv beeinträchtigt hätten, andererseits seine Unternehmen aber keine staatlichen Hilfen erhalten haben. Auf letzteren Punkt gehen wir aber noch gesondert ein.
Nach einigen Wochen fanden sich im Herbst 2021 überraschend Investoren, die die Fortführung einiger Unternehmen im Einklang mit Alfons Schuhbeck förderten. Dabei entstand durch Fusion der verbleibenden operativen Unternehmen die Schuhbeck Company GmbH. Darin sind auch die Kochschule, der Gewürzhandel und das Restaurant Südtiroler Stuben eingegliedert.
3.3. Fehlende Geschäftsberichte seit 2016
Zu den Bedingungen, die für die Gewährung von staatlichen Corona-Hilfen erforderlich sind, zählt auch das Vorliegen aktueller Geschäftsberichte. Denn für die Beantragung von Corona-Hilfen ist eine Prüfung aktueller Geschäftsberichte vorgesehen. Offenbar ist dies derzeit wegen der seit 2016 fehlenden Geschäftsberichte unmöglich gewesen. Somit ist auch verständlich, warum es bislang keine staatlichen Hilfen für die von der Corona-Pandemie besonders betroffenen Gastronomiebetriebe des Herrn Schuhbeck gab. Ob dies aber in einem ursächlichen Zusammenhang mit der Steuerhinterziehung durch Alfons Schuhbeck sowie der weiteren Steuerfahndung steht, ist unklar.
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4. Nach Steuerhinterziehung, wie geht es mit Schuhbeck weiter?
Gleich nach der Urteilsverkündung akzeptierte der auf Bewährung verurteilte Mitarbeiter von Herrn Schuhbeck das Urteil. Da auch die Staatsanwaltschaft dem zustimmte, ist das Urteil für den Mitarbeiter nun rechtskräftig. Alfons Schuhbeck ließ zum Zeitpunkt der Urteilsverkündung hingegen vorerst offen, ob für ihn eine Revision in Frage kommt.
Nachdem Alfons Schuhbeck zunächst abgestritten hatte, dass es zu Unregelmäßigkeiten und somit zur Steuerhinterziehung bei der Buchführung gekommen sei, hatte er im Prozessverlauf nach und nach zugegeben, Steuerhinterziehung begangen zu haben. Er sagte, er hätte dies aufgrund der hohen Schulden getan. Außerdem äußerte er Reue und zeigte Bereitschaft, die Schuld abzutragen. Allerdings behauptete er bis zuletzt, dass der Umfang der ihm zu Last gelegten Steuerhinterziehung deutlich über den tatsächlichen Verhältnissen liege. Daher bat er das Gericht dies bei der Urteilsfindung zu berücksichtigen. Jedoch fehlen ihm nach eigenem Bekunden die Unterlagen, mit denen er den wahren Umfang nachweisen könnte. Deshalb blieb dem Landgericht München I auch nur die Verkündung einer Haftstrafe von drei Jahren und zwei Monaten ohne Bewährung.
Später hat sich Alfons Schuhbeck dazu entschlossen, Revision gegen das Urteil einzulegen. Seine Anwälte beauftragte er, am letzten Tag der Frist einen Revisionsantrag einzureichen. Dabei geht es ihm laut Aussage eines Sprechers weniger darum, das Urteil anzufechten, als vielmehr die schriftliche Begründung der Urteils überprüfen zu lassen.
Mittlerweile hat der Bundesgerichtshof das Urteil des Landgerichts geprüft und in fast allen Punkten, inklusive Strafmaß, bestätigt. Lediglich zur Vermögensabschöpfung sieht der BGH noch Nachbesserungsbedarf. Diese Korrektur erfolgt nun wieder beim Landgericht München. Erst wenn auch dieser Aspekt geklärt ist, soll Alfons Schuhbeck seine Haftstrafe antreten.
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5. Alfons Schuhbeck wegen Steuerhinterziehung verurteilt – Fazit
Wie es also derzeit aussieht, wird Alfons Schuhbeck in nächster Zeit seine Freiheitsstrafe absitzen. Und zwar schon ab Ende August 2023. Somit folgt Alfons Schuhbeck seinem ebenfalls wegen Steuerhinterziehung verurteiltem Freund Uli Hoeneß in die gleiche Haftanstalt, in der auch er schon seine Haftstrafe verbüßte.
Weitere Konsequenzen für Alfons Schuhbeck sind die Schließungen seiner beiden in München betriebenen Restaurants. Für die Prominenz der bayerischen Landeshauptstadt ist dies sicherlich ein Verlust. Seine Geschäfte mit dem Gewürzhandel bleiben aber noch bestehen. Und in seiner Kochschule hat er ebenfalls schon doziert (vermutlich über Liebstöckel, Sauerampfer und Mairübchen). Für Alfons Schuhbeck bedeutsam sind aber sicherlich auch die Absagen mehrerer TV-Sender an den Spitzenkoch. Schon seit einiger Zeit und sicherlich auch zukünftig wollen sie keine Koch-Shows mehr mit ihm produzieren oder auszustrahlen. Damit ist auch ein deutlicher Einschnitt seiner medialen Präsenz verbunden, den er sowohl finanziell als auch persönlich zu verkraften hat. Für viele Zuschauer wird dann mehr als ein austauschbares Kochutensil in der deutschen Fernsehlandschaft fehlen. Daher fragen wir uns, ob uns nun eine gewisse bajuwarische Note in den Kochsendungen abhanden kommt. Werden wir sie vermissen?
Wen aber das Schicksal Alfons Schubecks nahegeht, und wer glaubt, dass die Gefängnisstrafe vielleicht etwas hart ist, der sollte bedenken, dass der Maître schon ganz andere Strafen erdulden musste. So erinnern wir an dieser Stelle daran, dass Alfons Schuhbeck einmal in einer TV-Sendung Hákarl, fermentierten Grönlandhai, auf Island probierte. Für ihn könnte dies die härteste Strafe seines Lebens gewesen sein. Was sind da schon drei Jahre und ein paar Monate hinter Gittern?
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