TRIGEMA e.K.

Warum wählte Wolfgang Grupp diese Rechtsform?

Wieso favorisiert TRIGEMA-Chef Grupp die Rechtsform e.K.?

TRIGEMA-Chef Wolfgang Grupp führt sein Textilunternehmen in der Rechtsform e.K. Zuvor, bis 2011, hatte er noch der Rechtsform GmbH & Co. KG den Vorzug gegeben. Ging der Formwechsel mit einer Steueroptimierung einher? Oder gab es andere Gründe dafür, dass Wolfgang Grupp die Rechtsform e.K. für TRIGEMA favorisierte? Diesen Fragen gehen wir in diesem Artikel nach. Dabei treffen wir auf eine erstaunliche, moralisch beeinflusste Intention eines Unternehmers sowie auf eine mindestens ebenso provokante Forderung nach einer Änderung in der Besteuerung von Unternehmern.

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Unser Video: Analyse TRIGEMA

In diesem Video erklären wir, wie wir herausgefunden haben, wie viel TRIGEMA-Chef Wolfgang Grupp verdienen mag.

Inhaltsverzeichnis


1. TRIGEMA Inh. W. Grupp e.K. – Einleitung

Einer der medienaffinsten Unternehmer in Deutschland ist mit Sicherheit der Chef des schwäbischen Sport- und Freizeitbekleidungsherstellers TRIGEMA, Wolfgang Grupp. Ein meinungsstarker Charakter, der auch gerne das eine oder andere Klischee vom Schwaben in Wort und Tat unterstreicht, so ist er uns in vielen TV-Sendungen, Live-Auftritten und diversen Social Media-Formaten begegnet. Dass sich viele an ihn erinnern liegt einerseits an seinen wortgewaltigen, bisweilen auch provokanten Äußerungen, andererseits aber auch an einem Affen, der eine Zeit lang in einem Fernsehspott Werbung für TRIGEMA machte.

Davon abgesehen hat Wolfgang Grupp auch einige weitere Aspekte vorzuweisen, die ihn als interessante Persönlichkeit erscheinen lassen. So verkündete er vor einiger Zeit, dass er bereit sei, sein Unternehmen an seine Kinder abzugeben, wobei der Plural hier eigentlich unzutreffend ist. Wolfgang Grupp meinte nämlich, dass nur eines seiner beiden Kinder, seine Tochter oder sein Sohn, das Unternehmen übernehmen solle. Beide sind bereits im väterlichen Betrieb tätig. Doch die Entscheidung will er seiner Frau überlassen. Er begründet seine Absicht, dass nur eines der beiden Kinder in seine Fußstapfen treten soll, damit, dass ein Unternehmen eben nur einen Chef haben sollte. Außerdem sei ja noch völlig ungewiss, wohin die Lebenswege seiner Kinder führen würden. Denn bei einem heiratsbedingten Wegzug würde dem Unternehmen ja die Führung abhanden kommen.

Das mag recht konservativ klingen, passt aber hervorragend zu manch anderer Meinung, die Herr Grupp freimütig zum Besten gab. Allerdings würde man ihm sehr einseitig darstellen, wenn man über sein soziales Engagement gegenüber seinen Beschäftigten hinwegsähe. Ebenso bemerkenswert ist aber auch sein Werben für den Erhalt des Wirtschaftsstandorts Deutschland. Als einer der letzten in Deutschland verbliebenen Textilwarenhersteller weiß er, wovon er in dieser Hinsicht spricht.

Warum aber führt Wolfgang Grupp sein Unternehmen TRIGEMA dann in der Rechtsform e.K.? Und was lehrt uns das?

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2. Zur Geschichte der TRIGEMA und Wolfgang Grupp

2.1. Gründung des Unternehmens TRIGEMA

1919 kauften die Gebrüder Josef und Egon Mayer eine stillgelegte Fabrik in Burladingen bei Stuttgart. Nach wenigen Jahren trat Egon Mayer aus dem gemeinsamen Unternehmen aus, erhielt aber einen Teil des Betriebs. Den anderen Teil führte Josef Mayer unter der Bezeichnung Mechanische Trikotwarenfabriken Gebr. Mayer KG fort. Und zwar mit Erfolg, denn Anfang der 1930er Jahre zählte der Betrieb bereits etwa 800 Beschäftigte.

2.2. TRIGEMA – Familienunternehmen in zweiter Generation

Einige Jahre später heiratete der Jurist Franz Grupp die Tochter von Josef Mayer. Er stieg auch in das Unternehmen ein und führte es dann später, ab den 1950er Jahren, als Geschäftsführer und Gesellschafter fort. In diese Zeit fallen diverse Neu- und Filialgründungen. Die Firma expandiert. Das hat im folgenden Jahrzehnt zur Folge, dass das Unternehmen auch diversifizierte, doch brauchte sie dazu Fremdkapital. Dadurch geriet das Unternehmen allmählich in finanzielle Schieflage – die Schulden mehrten sich, während der Absatz stagnierte.

2.3. Wolfgang Grupp bringt TRIGEMA auf Erfolgskurs

Noch frisch von seinem BWL-Studium – und eigentlich dabei eine Doktorarbeit anzuschließen – übernahm 1969 Sohnemann Wolfgang Grupp die Geschäftsleitung von seinem Vater. Zu seinem Doktorvater in spe soll er dabei gesagt haben, ihm sei eine Firma ohne Doktortitel lieber als ein Doktor ohne Firma. Diese Hingabe für das Familienunternehmen war schon früh bezeichnend für Wolfgang Grupps Ehrgeiz.

Jedenfalls besann sich Wolfgang Grupp der Strategie seines Großvaters Josef Mayer und wickelte die von seinem Vater etablierten Neugründungen ab. Außerdem konzentrierte er sich auf das Kerngeschäft, führte aber auch eigene Neuerungen ein. So erkannte er das Potential, das die damals gerade aufkommende Jeans-Mode in sich barg. All dies hatte Erfolg: innerhalb von sechs Jahren steigt der Umsatz auf DM 28,1 Millionen. Das verschafft Grupp einerseits die Möglichkeit, alle bestehenden Schulden zu tilgen, andererseits aber auch in neue Produktionsanlagen zu investieren.

Über die Jahre steigerte das Unternehmen, das Wolfgang Grupp inzwischen unter der Firma TRIGEMA GmbH & Co. KG führte, seinen Umsatz (TRIGEMA ist ein Akronym für Trikotwarenfabrik Gebrüder Mayer). 2008 belief er sich laut Unternehmensangaben auf EUR 83,3 Millionen. Dabei ist das alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Denn in der gleichen Zeit mussten etliche deutsche Textilerzeuger entweder ins Ausland abwandern oder sogar ganz aufgeben.

2.4. Wolfgang Grupps soziales Engagement für seine Beschäftigten

TRIGEMA ist seitdem eines der letzten in Deutschland verbliebenen Unternehmen in dieser Branche. Allerdings gibt es einen weiteren Anlass, der Wolfgang Grupp mit Stolz als seinen Erfolg sieht. So konnte er seine Beschäftigten stets vor Kurzarbeit oder gar betriebsbedingter Kündigungen bewahren. Selbst als die Corona-Pandemie das Leben der Menschen weltweit auf den Kopf stellte, schaffte es Wolfgang Grupp die Produktion aufrechtzuerhalten. Gleichzeitig zahlte Wolfgang Grupp seinen Beschäftigten stets Löhne und Gehälter über Mindestlohnniveau. Dafür erwartet er aber auch entsprechende Leistungen. Noch erstaunlicher: er garantiert den Kindern seiner Beschäftigten einen Arbeitsplatz in seinem Unternehmen.

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3. Unternehmensführung: Welche Ansichten vertritt Wolfgang Grupp?

Wir haben schon einige Wesensmerkmale von Wolfgang Grupp kennengelernt. Tatsächlich hat er in seinen öffentlichen Äußerungen im Hinblick auf Politik und Wirtschaft einige weitere Facetten offenbart. So bemängelte er wiederholt fehlendes Verantwortungsbewusstsein in führenden Positionen. Insbesondere Konzernmanager kritisierte er dafür, dass sie Gewinne stets maximal abschöpfen würden, selbst wenn zur gleichen Zeit das Risiko einer Pleite besteht. Außerdem fordert er mehr Innovationsgeist und weniger ungebremstes Wachstum. Das bedeutet auch, das Unternehmen deutlich anpassungsfähiger werden sollten. Dies sei nur möglich, wenn Manager und andere Führungskräfte als Vorbilder in Erscheinung träten.

Konsequenz dieser Perspektive ist, dass Wolfgang Grupp Insolvenzen als Versagen der Unternehmensführung erachtet. Dabei hat er selbstverständlich seine eigenen unternehmerischen Erfolge vor Augen sowie als Gegenbeispiel den Kurs, den sein Vater einschlug, bevor er selbst das Ruder übernahm. Dabei betrachtet Wolfgang Grupp auch die allgemeinen Auswirkungen, die Unternehmenspleiten verursachen. Abgesehen von den Mitarbeitern eines insolventen Unternehmens tragen auch Gläubiger die Last. Im Extremfall zahlen sogar Steuerzahler für fehlerhaftes Management (Stichwort Bankenrettung). Im Gegensatz dazu büßen Gesellschafter von Kapitalgesellschaften lediglich mit ihren Einlagen für ihre Fehler. Das private Risiko auf Kosten der Allgemeinheit einzugehen, hält er für verwerflich.

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4. Warum Wolfgang Grupp für TRIGEMA die Rechtsform e.K. wählte

Das bringt uns auch gleich zum Kern dieses Artikels. Wolfgang Grupp hält sich für einen verantwortungsbewussten Unternehmenslenker. Bis 2011 führte er sein Unternehmen in der Rechtsform der GmbH & Co. KG. Dabei profitierte er von den vielen Vorteilen dieser Rechtsform, unter anderem auch von der privaten Haftungsabschirmung, die er als Kommanditist genoss. Immerhin: seine Kommanditeinlage betrug EUR 100.000. Doch war ihm klar, dass dies seiner Idealvorstellung der Übernahme von Verantwortung prinzipiell widersprach. Darum entschied er sich damals zum Wechsel der Rechtsform. Seitdem firmiert sein Unternehmen als TRIGEMA Inh. W. Grupp e.K. und somit in der Rechtsform eingetragener Kaufmann.

Seitdem propagiert Wolfgang Grupp bei seinen zahlreichen öffentlichen Auftritten die Forderung nach einer Förderung der Rechtsform e.K., um dadurch mehr Verantwortung in Deutschlands Unternehmen zu etablieren. So schlägt er vor, dass Einzelunternehmer wie er 50 % weniger Steuern zahlen sollten. Dies ist in seinen Augen ein erfolgversprechender Anreiz, um Unternehmer für diese im Allgemeinen eher selten verwendete Rechtsform zu gewinnen. Und wer dann sein Unternehmen als Einzelunternehmer führt, wird zukünftig verantwortungsvoller agieren – zum Wohl des Unternehmens statt des schnellen Profits. Denn andernfalls könnte unter Umständen sogar eine Privatinsolvenz drohen.

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5. Wolfgang Grupp und sein Unternehmen TRIGEMA in der Rechtsform e.K. – Fazit

5.1. Besonders junge Unternehmen brauchen Schutz vor privater Haftung

So vorbildlich das Ansinnen von Herrn Wolfgang Grupp in Bezug auf Unternehmensführung sein mag und so folgerichtig seine Entscheidung zur Wahl der Rechtsform e.K. dabei ist, blendet dies doch manche Aspekte aus. Gerade für junge Unternehmen, insbesondere Startups, ist es durchaus wichtig und richtig, dass sie sich auf dem freien Markt ausprobieren können. Dabei muss es die Möglichkeit geben, dass man eine Privatinsolvenz aufgrund einer Firmenpleite – egal ob verschuldet oder unverschuldet – vermeiden kann. Nur auf diese Weise kann man junges Unternehmertum fördern, also genau solches, das oft besonders innovativ ist. Dies sollte auch Wolfgang Grupp in seiner Kritik anerkennen, denn er fordert ja selber mehr unternehmerische Innovation, um den Wirtschaftsstandort Deutschland zu stärken.

5.2. Verantwortungsbewusstsein ist keine Garantie für richtige Entscheidungen

Weiterhin vertritt Wolfgang Grupp den Standpunkt, dass die Vermeidung einer privaten Haftung, auf die man sich beispielsweise bei der Rechtsform GmbH weitestgehend verlassen kann, zu kurzsichtigen Entscheidungen führt. Nach seinem Verständnis ist blinde Profitmaximierung oft eine Folge davon. Schließlich kann man bei relativ geringem Risiko relativ hohe Gewinne erzielen, ungeachtet der Gefahr einer Insolvenz. Wenn jedoch das eigene Privatvermögen der Unternehmer in Gefahr geriete, so Wolfgang Grupps Schlussfolgerung, dann würden Unternehmer ihre diesbezüglichen Entscheidungen wohl anders fällen. Dadurch würden Unternehmen nachhaltiger, weil auf Erhalt ausgerichtet, geführt.

Diese Argumentation ist zweifelsohne in der Realität verankert. Doch ist eine private Haftung kein Garant für fehlerfreie Unternehmensführung. Es gibt unzählige Faktoren, die darüber entscheiden, ob ein Unternehmen erfolgreich ist oder dem Untergang geweiht. Selbst Jeff Bezos, der Gründer von Amazon, schockte seine Angestellten einmal mit der Aussage, dass Amazon untergehen würde – wenn auch erst eines fernen Tages. Vielleicht hatte TRIGEMA unter der Leitung von Wolfgang Grupp bisher lediglich ein entscheidendes Quantum mehr Glück als ihre Konkurrenz. Denn zu behaupten, dass eine Entscheidung, die man heute auf logischer Basis zum Wohle des Unternehmens trifft, sich langfristig ebenfalls als positiv erweist, ist eine Ansicht, die sich der stets wechselvollen Realität verweigert.

5.3. Anpassungsfähigkeit in der Unternehmensführung – unerlässlich, aber keine Garantie

Wie unbeständig unser globales Netzwerk sein kann, haben wir in den letzten Jahren oft genug und immer wieder auf’s Neue erfahren müssen. Sicher, Wolfgang Grupp hat hier ebenfalls Recht, wenn er Anpassungsfähigkeit anmahnt. Doch so manche Anpassung braucht unter anderem Zeit und Geld. Wenn nur eines von beidem fehlt, ist auch von der zuvor praktizierten Verantwortung keine Rettung zu erwarten.


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