Steuerglossar

Umsatzsteuerkarussell

Umsatzsteuerkarussell

Das Wichtigste in Kürze

Das Umsatzsteuerkarussell ist eine betrügerische Methode, bei der Umsatzsteuerregelungen innerhalb der EU ausgenutzt werden, um Steuern zu erschleichen oder zu hinterziehen. Es stellt eine erhebliche finanzielle Belastung für Staaten dar und erfordert kontinuierliche Bemühungen, um es zu bekämpfen und zu verhindern.


Was ist ein Umsatzsteuerkarussell?

Ein Umsatzsteuerkarussell (auch „Karussellbetrug“ oder „Mehrwertsteuerkarussell“ genannt) ist eine betrügerische Praxis im grenzüberschreitenden Handel innerhalb der Europäischen Union (EU). Dabei wird Umsatzsteuer (Mehrwertsteuer) unrechtmäßig erschlichen oder hinterzogen wird. Es handelt sich um eine Form des Steuerbetrugs, die den Staatshaushalt erheblich belasten kann.

Das Umsatzsteuerkarussell nutzt die Regelungen und Unterschiede im Umsatzsteuersystem der EU aus. Innerhalb der EU sind Lieferungen von Waren zwischen Unternehmen aus verschiedenen EU-Ländern als innergemeinschaftliche Lieferungen umsatzsteuerfrei (in Deutschland § 4 Nummer 1 Buchstabe b, § 6a UStG), solange der Käufer in seinem Heimatland die Umsatzsteuer für diese Waren selbst anmeldet und abführt.

  1. Beginn des Betrugs: Zu Beginn des Umsatzsteuerkarussells verkauft ein Unternehmen (Betrüger A) in Land A Waren an ein Unternehmen (Betrüger B) in Land B. Diese Lieferung ist umsatzsteuerfrei, da es sich um eine innergemeinschaftliche Lieferung handelt.
  2. Steuerhinterziehung: Betrüger B verkauft die Waren im eigenen Land und erhebt dabei Umsatzsteuer von seinen Kunden. Statt diese Umsatzsteuer an das Finanzamt abzuführen, verschwindet Betrüger B mit dem eingenommenen Steuergeld.
  3. Weiterverkauf und Erstattung: Die Waren werden oft an ein weiteres Unternehmen (häufig ein sogenannter „Buffer“) verkauft, das sie eventuell mehrmals weiterverkauft, um die Handelskette zu verschleiern. Diese Käufer verkaufen die Waren erneut umsatzsteuerfrei in ein anderes EU-Land (zurück zu Land A oder in ein Land C). Das letztverkaufende Unternehmen meldet danneinen Vorsteuerüberschuss beim Finanzamt an und erhält eine Umsatzsteuererstattung, obwohl es nie Umsatzsteuer für die ursprünglichen Waren gezahlt hat.
  4. Wiederholung des Prozesses: Der Betrug kann mit denselben Waren wiederholt werden, wodurch das Umsatzsteuerkarussell entsteht.

Die finanziellen Folgen des Umsatzsteuerkarussells für Staaten können enorm sein. Der entgangene Umsatzsteuerbetrag kann sich auf Milliarden Euro belaufen. Darüber hinaus verfälscht diese Art von Betrug den Wettbewerb. Unternehmen, die in solche Schemata verwickelt sind können, Waren oft zu unnatürlich niedrigen Preisen anbieten können.

Die Bekämpfung des Umsatzsteuerkarussells erweist sich als herausfordernd, da die Betrüger oft komplexe Netzwerke und Techniken verwenden, um ihre Aktivitäten zu verschleiern. EU-Mitgliedstaaten haben jedoch verstärkte Kontrollmechanismen und eine engere Zusammenarbeit eingeführt, um diesen Betrug zu bekämpfen. Hierzu zählen der Austausch von Informationen zwischen den Steuerbehörden, verbesserte Überwachungssysteme und strengere Strafen für die Beteiligten.

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