Leerverkauf
Das Wichtigste in Kürze
Zusammenfassend ist ein Leerverkauf eine fortgeschrittene Handelsstrategie, die hohe Risiken, aber auch hohe Gewinnpotenziale bietet, wenn Aktienkurse sinken. Sie erfordert umfassende Marktkenntnisse und ein Verständnis der zugrunde liegenden Mechanismen und Risiken.
Was ist ein Leerverkauf?
Ein Leerverkauf, auch Short Selling genannt, ist eine Handelsstrategie. Dabei verkauft der Anleger Aktien oder andere Wertpapiere, die er nicht besitzt, in der Erwartung, dass der Preis dieser Wertpapiere fallen wird. Der Leerverkäufer leiht sich die Wertpapiere von einem Broker oder einem anderen Anleger und verkauft sie sofort auf dem Markt. Das Ziel ist es, die gleichen Wertpapiere später zu einem niedrigeren Preis zurückzukaufen, sie dem Verleiher zurückzugeben und die Differenz als Gewinn zu behalten.
Der Leerverkauf funktioniert in mehreren Schritten:
- Leihe der Wertpapiere: Der Anleger leiht sich Aktien von einem Broker oder einem anderen Investor. Dafür zahlt er eine Gebühr.
- Verkauf der geliehenen Aktien: Der Anleger verkauft die geliehenen Aktien sofort auf dem Markt zum aktuellen Marktpreis.
- Rückkauf der Aktien: Wenn der Preis der Aktien fällt, kauft der Anleger sie zu dem niedrigeren Preis zurück.
- Rückgabe der Aktien: Der Anleger gibt die zurückgekauften Aktien dem Verleiher zurück und behält die Differenz zwischen dem Verkaufspreis und dem Rückkaufpreis als Gewinn, abzüglich der Leihgebühr und etwaiger Transaktionskosten.
Angenommen, ein Anleger leiht sich 100 Aktien eines Unternehmens, die derzeit zu 50 Euro pro Aktie gehandelt werden. Er verkauft diese Aktien für insgesamt 5.000 Euro. Nach einiger Zeit fällt der Aktienkurs auf 40 Euro pro Aktie. Der Anleger kauft die 100 Aktien für 4.000 Euro zurück und gibt sie dem Verleiher zurück. Sein Gewinn beträgt 1.000 Euro abzüglich der Leihgebühren und Transaktionskosten.
Leerverkäufe sind riskant, weil sie theoretisch unbegrenzte Verluste mit sich bringen können. Wenn der Preis der geliehenen Aktien steigt anstatt zu fallen, muss der Leerverkäufer die Aktien zu einem höheren Preis zurückkaufen. Im Gegensatz zu normalen Aktienkäufen, bei denen der Verlust auf den investierten Betrag begrenzt ist, gibt es bei Leerverkäufen kein Limit für den potenziellen Verlust, da die Aktienpreise unbegrenzt steigen können.
Leerverkäufe sind oft umstritten und unterliegen strengen Regulierungen. In Zeiten hoher Marktvolatilität oder Finanzkrisen können sie die Abwärtsspirale von Aktienkursen verstärken. Aus diesem Grund haben viele Länder während Finanzkrisen temporäre Verbote oder Beschränkungen für Leerverkäufe erlassen. Unteranderem geregelt ist der Leerverkauf in der Verordnung (EU) Nr. 236/2012 des Europäischen Parlaments und des Rates.
Trotz der Risiken und Kontroversen können Leerverkäufe auch positive Funktionen erfüllen. Sie tragen zur Marktliquidität bei und können zur Preisfindung beitragen, indem sie überbewertete Aktien identifizieren. Darüber hinaus bieten sie Anlegern eine Möglichkeit, von fallenden Märkten zu profitieren und können als Absicherungsinstrument verwendet werden.